Tilly's Diabetes Homepage

6 Wichtige Faktoren

1. Eine "Low-Carb" Diät

Die Katze ist ein Fleischfresser. Ihr Metabolismus ist auf eine Fleischdiät abgestimmt: Katzen brauchen hauptsächlich Protein und Fett als Energiequelle. Deswegen hat die Fütterung von Kohlenhydraten, die besonders im Trockenfutter enthalten sind, eine potentiell negative Wirkung auf die Gesundheit der Katze. Speziell diabetische Katzen sollten deswegen so wenig Kohlenhydrate wie möglich essen, da Kohlenhydrate schnell die Blutzuckerwerte steigen lassen.

Die typische Beute einer Katze, also eine Maus oder ein kleinerer Vogel, soll aus 3-5% Kohlenhydraten bestehen. Die meisten Trockenfutter haben zwischen 35% bis knapp 50% Kohlenhydrate. Schlechtere Nassfutter haben über 20% Kohlenhydrate, viele gute unter (teilweise weit unter) 10%. Man kann diese Zahlen gut bei den Tabellen bei Janet & Binky nachlesen um die generellen Unterschiede zwischen Nass- und Trockenfutter zu erkennen, auch wenn die genannten Marken nicht unbedingt in Europa erhältlich sind.

Eine diabetische Katze hat auch einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Wenn Katzen Trockenfutter essen, müssen sie durch vermehrtes Trinken für die fehlende Feuchtigkeit im Futter kompensieren. Es gibt Beobachtungen, dass auch gesunde Katzen dies nur ungenügend tun. Bei diabetischen Katzen ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme noch wichtiger und kann so durch Nassfutter wesentlich besser unterstützt werden.

Deswegen fütterte ich immer nur Nassfutter. Die Sorten die bei Tilly gut funktioniert haben sind. Meine Regel war immer, dass nur das folgende in der Zusammensetzung stehen darf:

• Fleisch
• tierische Nebenerzeugnisse
• Fisch
• Fischnebenerzeugnisse
• Mineralstoffe

Besonders kein Weizen, Soja, Reis, Mais und pflanzliche Nebenprodukte da diese Zutaten die Blutzuckerwerte stark in die Höhe treiben können und auch bei manchen Katzen allergische Reaktionen hervorrufen können. Keine Hefe, da sie ein Allergen sein kann. Auch kein Zucker, keine Farbstoffe und keine Konservierungsmittel. In den erwähnten Tabellen haben interessanterweise die Nassfutter mit Sauce immer zu viele Kohlenhydrate. Ich habe gehört, dass oft Karamell in diesen Saucen zu finden ist. Deswegen meide ich alle Saucen und Gelees generell.

Eine Umstellung auf eine gute Nassfutter-Diät sollte vorsichtig gemacht werden. Es dauert etwa 3 Tage, bis der ganze Zucker vom Trockenfutter aus dem Körper raus ist. Danach können Katzen ein niedrigeres Bedürfnis für Insulin haben. Deswegen sollte man während einer Futter-Umstellung die Blutzuckerwerte genau beobachten. Es ist schon seit Jahren bekannt, dass Katzen die kein Trockenfutter bekommen weniger Insulin brauchen.Eine sorgfältige Wahl des Nassfutters kann auch die Remissions-Raten sehr günstig beeinflussen, wie eine relativ neue Studie zeigt.

Seit August 2005 füttere ich hauptsächlich Rohfutter mit sehr niedrigem Kohlenhydratanteil. Es wird mit frischem Fleisch und dem Pulver von InstinctsTC zubereitet. Vor Kurzem habe ich auch einen guten Fleischwolf gekauft und angefangen Futter nach Dr. Lisa Piersons Rohfutter-Rezept zusammenzustellen. Bei sehr schlecht eingestellten diabetischen Katzen, die möglicherweise noch weitere Krankheiten haben, sollte man bei einer Umstellung auf Rohfutter vorsichtig sein. Aber generell sind sorgfältig zusammengestellte Rohfutter-Diäten hervorragend für diabetische Katzen geeignet.

Gute Links:
• "The carnivore connection to nutrition in cats", DL Zoran, JAVMA, 221(11), 1559-1567, 2002
• "In support of bones and raw food diets", L Stogdale and G Diehl, Can Vet J, 44(10), 783, 2003
• "Canine and Feline Diabetes Mellitus: Nature or Nurture?", JS Rand et al., J Nutr , 134, 2072S-2080S, 2004
• "Insulin sensitivity, fat distribution and adipocytokine response to different diets in lean, and obese cats before and after weight loss", M Hoenig et al., Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol, 292(1), R227-34, 2006
• "Comparison of a low carbohydrate-low fiber diet and a moderate carbohydrate-high fiber diet in the management of feline diabetes mellitus", N Bennett et al., J Feline Med Surg, 8(2), 73-84, 2006
• "Feline diabetes mellitus: low carbohydrates versus high fiber?", CA Kirk, Vet Clin North Am Small Anim Pract, 36(6), 1297-306, 2006
• "Feline diabetes and diet: The high carbohydrate culprit", LA Pierson, DVM
• "Feline diabetes and obesity: The preventable epidemics", E Hodgkins, DVM
• "Dietary recommendations for cats with DM", D Greco, DVM
• "Making Cat Food: Homemade and Raw Cat Food Diets", in collaboration with Mallory Crusta from Wilderness Cat
• "Pet Food & Nutrition: A Necessary Review For Veterinarians", ME Smart, DVM et al.


2. Das richtige Insulin bzw. Lantus

Forschungsergebnisse zeigen, dass sich viele Katzen (besonders neu diagnostizierte) wieder von ihrem Diabetes mit Lantus erholen können. Lantus ist von Sanofi Aventis, der Fachname ist Glargine.

Informationen zu den Wirkungsprofilen von Insulinen in der Katze sind schwieriger zu finden als die im Menschen. Daher habe ich mir die Mühe gemacht, die vorhandenen Infos für Katzen zusammen zu scheiben. Katzen reagieren auf Insulin oft anders als der Mensch: Katzen scheinen das Insulin meistens schneller abzubauen. Lantus soll im Menschen "peakless" sein (extrem gleichmäßig über einem langen Zeitraum) und bei Katzen ist das (wenn überhaupt) nur selten der Fall. Hier sind die Informationen die ich bis jetzt gefunden habe:

• Caninsulin: In einer Studie von 25 neuen diabetischen Katzen war der Nadir bei 4,1 +/- 0,3 Stunden. Die maximale Wirkungsdauer war weniger als 12 Stunden. Zwei Katzen gingen in Remission. Eine ideale Kurve, wie vom Hersteller Intervet beschrieben, findet man hier. Es lohnt sich wirklich diese ideale Kurve etwas länger zu studieren, denn dann versteht man warum die Remissions-Rate mit Caninsulin relativ niedrig ist: Remissionen werden nicht nur dadurch begünstigt, dass der Nadir relativ nahe an den normalen Blutzuckerwerten einer gesunden Katzen liegt, sondern auch dadurch, dass die Werte insgesamt jeden Tag so lange wie möglich unter dem Nierenschwellenwert von 200-220 mg/dl liegen. Bei Tilly war der Nadir meistens bei ungefähr 4-5 Stunden, gesamte Wirkdauer meistens 9-10 Stunden.

• Ultralente Ultratard (wird nicht mehr hergestellt): Meist liegt der Nadir bei 6 Stunden und die maximale Wirkdauer ist < 12 Stunden und kann oft variabel wirken. Die Studie: Martin GJ, Rand JS, "Insulin Glargine and the Treatment of Feline Diabetes", ACVIM 2004. Tilly hatte solche Werte.

• Lantus: Dieses Insulin hat eine viel längere Wirkdauer in Katzen als alle anderen Insuline. Der Nadir von Lantus bei Katzen liegt meistens bei 4-12 Stunden, die gesamte Wirkungsdauer ist meistens 24 Stunden. Lantus hat eine viel flachere Kurve in Katzen als andere Insuline. Alle 6 Katzen in dieser Studie gingen innerhalb von 4 Monaten in Remission. Die Studie: "Insulin Glargine and the Treatment of Feline Diabetes", GJ Martin, JS Rand, ACVIM 2004. Seitdem gibt es zusätzlich noch eine zweite wesentlich ausführlichere Studie die die Wirkung von Lantus mit PZI und Lente (Caninsulin) verglichen hatSie kommt zu dem Schluss, dass Remissionen bei Lantus wesentlich öfter auftreten als bei den anderen beiden Insulinen. Alle 8 Katzen die mit Lantus behandelt worden sind gingen in Remission. Eine Übersetzung von der Zusammenfassung kann man hier finden.

Insulin enthält geringe Mengen von Konservierungsstoffen um zu verhindern, dass Bakterien in der Flüssigkeit wachsen können. Zwei typische Konservierungsstoffe sind Cresol (m-Cresol) und Phenol. In hohen Dosen sind diese Wirkstoffe toxisch, in kleinen Mengen jedoch nicht. Die meisten Insulin enthalten eines von beiden (Lantus enthält Cresol), mache enthalten beide Konservierungsstoffe (die verschiedenen Sorten Humalog und Hypurin).

Außerdem gab es bei der Einführung von den ersten Analogen-Insulinen wie Lantus Kritik wegen einigen ursprünglichen toxikologische Studien die als Teil des Zulassungprozesses gemacht worden sind. Ich habe mir die relevanten wissenschaftlichen Artikel zu diesem Thema durchgelesen und Analysen zu den älteren Arbeiten hier und zu den neueren Studien von 2009 hier geschrieben. Besonders habe ich das Krebs- und Tumoren-Risiko ausgewertet.

Noch ein Paar Tipps zu Handhabung von Lantus. Man darf Lantus nicht mit anderen Insulinen oder Flüssigkeiten verdünnen oder vermischen sonst wird der spezielle Wirkungsmechanismus von Lantus zerstört. Die Patronen sind ziemlich zäh zu durchstechen, aber wenn man sie ein Bisschen mit einer Spritze "erweicht", geht es ganz gut. Lantus ist viel schöner zu handhaben als viele andere Insuline: es ist in Lösung und muss nicht gemischt werden. Ich lagere es im Dunkeln im Kühlschrank. Im Kühlschrank kann angebrochenes Lantus sechs Monate halten, bei Raumtemperatur einen Monat.

Ich benutze für Lantus die MicroFine+ 0,3ml DEMI U100 0,30x8mm von BD. Ich habe immer eine Referenz-Spritze benutzt, mit der ich die neu aufgefüllten Spritzen verglichen habe.

Erwähnenswert ist auch Levemir, auch Detemir genannt. Es ist, wie Lantus, ein langwirksames Insulinanaloga. Es scheint ähnlich gut wie Lantus in Katzen zu wirken.

Es gibt ein Internet Forum das sich mit der Einstellung von diabetischen Katzen mit Lantus und Levemir befasst. Dort sind auch viel detailliertere Informationen zu diesem Thema gesammelt worden.

Gute Links:
• "Insulin glargine and a high protein-low carbohydrate diet are associated with high remission rates in newly diagnosed diabetic cats", R Marshall, JS Rand, ACVIM, #63, 24, 2004
• "Understanding feline diabetes mellitus: pathogenesis and management", J Rand, R Marshall, Waltham Focus, 15(3), 2005
• "Treatment of newly diagnosed diabetic cats with glargine insulin improves glycaemic control and results in higher probability of remission than protamine zinc and lente insulins", GJ Martin, JS Rand, JM Morton, J Feline Med Surg, 11(8), 683-91, 2009
• "Intensive blood glucose control is safe and effective in diabetic cats using home monitoring and treatment with glargine.", K Roomp, JS Rand J Feline Med Surg, 11(8), 668-82, 2009
• "Evaluation of detemir in diabetic cats managed with a protocol for intensive blood glucose control.", K Roomp, JS Rand J Feline Med Surg, 14(8), 566-72, 2012


3. Hometesting und die Strategie zum Erfolg

Ganz platt gesagt, ohne Hometesting hat man wesentlich geringere Chance eine gute Einstellung und/oder Erholung von Diabetes bei einer Katze zu erreichen. Hometesting ist unumgänglich. Ich die wichtigsten Infos zum Thema Hometesting zusammen geschrieben: Zubehör und wie man testet.

Dies ist eine veraltete Anleitung von Dr. Ellen Behrend, die ich zuerst benutzt habe um Tilly auf Lantus einzustellen. Ich habe mit 0,25 IE/kg bei Tilly BID (zweimal täglich) angefangen. Diese Dosis war bei Tilly sogar noch zu viel. Ich habe die Dosis schnell auf ein Minimum (Tropfen) reduzieren müssen, und als Tilly immer noch unter 50 sank habe ich aufgehört zu spritzen.

Ich inzwischen der Meinung, dass man, anders als im oben genanntetn Protokoll, versuchen sollte eine diabetische Katze auf physiologischen Werte bzw. die Werte einer gesunden Katze einzustellen. Die Begründung für diese Vorgehensweise ist von Dr. Elizabeth Hodgkins gut beschrieben worden. Der Artikel bezieht sich auf PZI. Das Prinzip bei Lantus ist ähnlich, aber nicht genau gleich. Hier ist meine Übersetzung von dem Teil der für mich am wichtigsten war:

"Für jene Katzen, die nicht mit der Diät alleine euglykämisch werden, ist die Zielsetzung der PZI Insulintherapie, die Katze in einen normalen Bereich der Blutglukose (80-130) zu bringen und sie dort zu halten! Ich kann diesen Punkt nicht genug hervorheben. Weil kontinuierliche überhöhte Blutzuckerwerte die pankreatische Suppression/Toxizität bzw. Glukosetoxizität, die den Diabetes an erster Stelle verursacht haben, verewigen, kann Heilung nur geschehen, wenn das hoch wirksame PZI benutzt wird um die zuckerkranke Katze in den normalen Blutzucker-Bereich in dieser Tierart zu bringen. Tatsächlich ist der Bereich von 80-130 ein Bisschen hoch für ein Katze ohne Aufregung. Die meisten Katzen haben Blutzuckerwerte zwischen 50-80 wenn sie entspannt sind! So lange Sie Erhöhungen der Insulindosis langsam machen, um diese niedrigeren Blutzuckerwerte zu erreichen, werden Sie keine hypoglykämischen Anfälle verursachen. In den Dutzenden von Katzen, die ich mit diesem Protokoll behandelt habe, habe ich nie eine einzelne Katze zum hypoglykämischen Anfall gebracht, obwohl viele Katzen unter 100 mg/dl genommen worden sind. Sie müssen die Furcht die Ihnen beigebracht worden ist sich abgewöhnen, eine zuckerkranke Katze in den normalen Blutzuckerwert-Bereich zu bringen, oder Ihre Patienten werden immer zuckerkrank bleiben."

Das erste Ziel einer Behandlung mit einem langwirkenden Insulin ist, den Nadir im physiologischen Bereich von einer gesunden Katze zu haben (aber nicht darunter). Das zweite Ziel ist die Werte insgesamt, also den ganzen Tag lang, unter 200 mg/dl zu halten. Das erste Ziel ist das wichtigere der beiden. Das zweite Ziel wird dadurch erklärt, dass der Nierenschwellenwert ("renal threshold" auf Englisch) einer diabetischen Katze bei etwa 200-220 mg/dl liegt. Dies bedeutet, dass bei diesen Blutzuckerwerten und allen Werten die höher liegen die Nieren der Katze anfangen Glukose in das Urin auszuscheiden. Das Ausscheiden von Glukose über die Nieren erfordert viel zusätzliche Flüssigkeit und ist deswegen (und aus weiteren Gründen) ein sehr stressiger Prozess für den Organismus der Katze. Der Effekt von dem Insulin soll überlappend sein: die Dosis die ich vor 12 Stunden gespritzt habe (bzw. morgens) soll noch wirken wenn ich jetzt spritze (bzw. abends) um eine möglichst flache Kurve zu produzieren. Ein Protokoll für die Einstellung auf physiologische Werte mit Lantus oder Levemir, was ich mit entwickelt habe, kann man hier finden.

Außerdem ist es sinnvoll, sich mit dem Konzept der Glukosetoxizität vertraut zu machen, da diese einen starken Einfluss auf Remissions-Raten und die Möglichkeit einer guten Einstellung hat.

Es ist besser an den Seiten des Körpers zu spritzen und nicht am Nacken, wo die Durchblutung relativ schlecht ist. Ich habe anfangs das Rotieren der Spritzstelle nicht so ernst genommen und prompt hatte ich die Verhärtungen. Danach habe ich sorgfältig Buch geführt und immer woanders gespritzt. Nach ein Paar Wochen war alles wieder weich. Katzen sind weiter hinten empfindlicher als vorne.

Eine gut eingestellte Katze, mit regelmäßig kontrollierten Blutzuckerwerten und normalem Verhalten hat ein sehr geringes Risiko eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) zu erleiden. Jedoch sollte man für solch ein Vorfall vorbereitet sein und immer tierärztlichen Rat einholen. Bei symptomlosen Unterzuckerungen hilft oft Trockenfutter um die Werte wieder ansteigen zu lassen. Bei Unterzuckerungen mit leichten Symptomen hilft Glukose die man im Voraus in Wasser aufgelöst hat - ich habe die Lösung in einer größeren Spritze (ohne Nadel) aufbewahrt. Wenn die Katze in ein Koma fallen sollte, oder Krämpfe hat die es unmöglich machen Glukose zu verabreichen, hilft eine Glukagon Notfallspritze die man in der Apotheke kaufen kann. Tilly war nie in einer Situation wo sie Glukagon gebraucht hätte - sie hatte auch keine Unterzuckerung mit irgendwelchen Symptomen.

Gute Links:
• Unterzuckerungen oder Hypoglykämie (auf Englisch)
• "The Somogyi effect is rare in diabetic cats managed using glargine and a protocol aimed at tight glycemic control", K Roomp, JS Rand, ACVIM, #298, 104-105, 2008
• "Intensive blood glucose control is safe and effective in diabetic cats using home monitoring and treatment with glargine.", K Roomp, JS Rand J Feline Med Surg, 11(8), 668-82, 2009


4. Gefährliche Ketone

Auch regelmäßiges testen nach Ketonen im Urin ist wichtig, besonders wenn man gerade mit einem neuen Insulin angefangen hat bzw. mit relativ geringen Insulin Mengen anfängt und die Katze noch nicht richtig eingestellt ist. Manchmal kommt es auch vor, dass Infektionen oder andere Krankheiten den Effekt vom Insulin reduzieren und deswegen Ketone auftreten können. Ketone im Urin sind das erste Zeichen, dass der Körper der Katze wegen mangelndem Zugriff auf Glukose auf Fettverbrennung umgeschaltet hat.

Wenn man Ketone entdecken sollte, muss man sofort Kontakt mit einem Tierarzt aufnehmen. Die Behandlung hängt von den Ursachen ab und beinhaltet oft eine höhere Insulin-Dosis, ein länger wirkendes Insulin, eine Umstellung auf 2 Spritzen pro Tag, mehr Futter bei appetitlosen Katzen, die Behandlung von Infekten oder eine Kombination des vorgenannten.

Nach den Ketonen kommt es über kurz oder lang zur Ketoazidose und die ist IN DEN MEHRZAHL VON FÄLLEN TÖDLICH! Ketoazidose ist ein medizinischer Notfall der nur in der Tierklinik behandelt werden soll! Ketoazidose wird durch eine zu hohe Anzahl von Ketonen im Blut verursacht, die den pH und Chemie des Blutes (auf Englisch "blood chemistry") verändern. Die Symptome sind unter anderem Erbrechen, Austrocknung, Essensverweigerung, Lethargie, und im Endstadium Krämpfe und ein Koma. Möglicherweise riecht auch der Atem der Katze "süss."

Die Krisen-Behandlung bei Ketoazidose beinhaltet die Wiedereinstellung von der korrekten Chemie des Blutes durch die Zufuhr, über Infusionen, von Flüssigkeit und Elektrolyten. Der Körper muss auch wieder seine Energiequelle von Fett auf Glukose umstellen können. Dies passiert durch kleine Mengen von schnell wirkendem Insulin und eine Infusion von Glukose.

Wie alle anderen Katzen auch, hat Tilly nach einer Zeit mit zu niedrigen Insulin-Mengen Ketone bekommen. Wie schnell sich die Situation von Ketonen zu Ketoazidose entwickelt ist von Katze zu Katze unterschiedlich. Ich würde empfehlen mindestens einmal in der Woche Ketone zu messen, bei einer Neueinstellung täglich. Ich benutze die Ketostix von Bayer. Das Urin muss ganz frisch sein, denn Ketone sind flüchtig. Meine Katzen bekommen "Cat's Best Öko Plus" Katzenstreu: man kann den Teststreifen direkt in das nasse Katzenstreu drücken.

Seit 2003 wird das Testen von Ketonen im Blut von der "American Diabetes Association" bei diabetischen Menschen empfohlen. Die Gründe sind hauptsächlich, dass das Ergebnis wesentlich genauer, empfindlicher und zeitgleicher ist. Bei Katzen die eine starke Ketonen-Neigung haben wäre das Testen von Ketonen im Blut dem Testen im Urin vorzuziehen. Das Gerät ist der Precision Xtra von Abbott. Es ist nicht billig und die Teststreifen sind auch sehr teuer.

Gute Links:
• "Understanding diabetic ketoacidosis", T Schermerhorn, WSAVA, 2005


5. Regelmäßiges Wiegen

Gibt mir eine gute Idee wie der generelle Trend ist und außerdem besteht meine Tierärztin drauf. Bei der Diagnose von Diabetes war Tilly sehr abgemagert. Ich konnte sehr schön die positive Wirkung von der Insulinbehandlung mit Tillys steigendem Gewicht verfolgen. Einmal im Monat reicht, mit einer Waage die 100g Unterschiede anzeigen kann. Das einfachste ist dich selber zu wiegen, und dann nochmals mit der Katze im Arm und den Unterschied errechnen. Noch besser sind natürlich Babywaagen, die 10g Unterschiede zeigen (etwa 70 Euro).


6. Taurin

Taurin ist eine beta-Aminosäure die für Katzen besonders wichtig ist. Katzen sind nicht in der Lage diese Aminosäure selbst in genügenden Mengen zu bilden und sind deswegen angewiesen Taurin über die Nahrung aufzunehmen. Aus den Gründen die ausführlich in unten eingelinkten Artikeln beschrieben sind, macht es für mich Sinn einer diabetischen Katze zusätzliches Taurin zu geben. Ich habe Tilly 300 mg extra pro Tag gegeben (als Pulver von der Apotheke), andere Leute geben 500 mg pro Tag. Eine wissenschaftlich begründete Menge ist das nicht, da es sehr schwierig ist genaue Zahlen in der Literatur zu finden, aber etwa doppelt so viel wie eine gesunde Katze insgesamt bekommen sollte. Hier die wichtigsten Punkte aus den Artikeln:

• Taurin soll den Blutzuckerspiegel und den Insulinspiegel günstig beeinflussen.
• Mit Taurin kann man die Nierenfunktion unterstützen. Nierenzellen brauchen kein Insulin um Glukose aufzunehmen. Die durch Diabetes erzeugte hohe Glukosekonzentration in den Nierenzellen führt zu einer Verringerung der Taurin-Menge in den Zellen. Organische Osmolyte - wie Taurin - spielen eine wichtige Rolle bei der zellulären Volumenregulation.
• Taurin ist wichtig zur Bildung von Gallensäuren. Die Bildung von Gallensäuren stellt den wichtigsten Weg für die Ausscheidung von Cholesterin dar. Zu wenig Gallensäure kann erhöhte Cholesterinwerte zur Folge haben. Dies passiert oft bei diabetischen Katzen und war auch bei Tilly der Fall. Außerdem sollen hohe Fettwerte einen toxischen Effekt auf die Bauchspeicheldrüse haben, die für die Produktion von Insulin zuständig ist.
• Die diabetische Neuropathie von diabetischen Ratten wurde in durch die Gabe von Taurin stark verbessert.

 

Gute Links:
• "The role of taurine in diabetes and the development of diabetic complications", S Hansen, Diabetes Metab Res Rev, 17, 330-346, 2001
• "Chronic oxidative stress as a central mechanism for glucose toxicity in pancreatic islet beta cells in diabetes", RP Robertson, J Biol Chem, 279(41), 42351-4, 2004
• "Taurine supplementation and diabetes mellitus", F Franconi, A Loizzo, G Ghirlanda, G Seghieri, Curr Opin Clin Nutr Metab Care, 9(1), 32-6, 2006
• "Taurine reverses neurological and neurovascular deficits in Zucker diabetic fatty rats", F Li et al., Neurobiol Dis, 22(3), 669-76, 2006

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